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Fake News – eine Gefahr für die Demokratie?

Spätestens seit dem Präsidentschaftswahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump 2015 und 2016 sind Fake News Teil der öffentlichen Debatte. Es wird über sie berichtet, sie werden kritisiert und vor ihren Gefahr gewarnt – dennoch verbreiten sie sich und finden Eingang in den Alltag. Doch was sind Fake News eigentlich und inwiefern stellen sie eine Gefahr für die Demokratie und die Gesellschaft dar? Schließlich sind sie doch „nur“ Nachrichten.

Information Grafik   Bildrechte: Creative Commons CC0 Lizenz

Das Selfie von Anas Modamani mit Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 oder der Fall „Lisa" 2016 sind nur zwei Beispiele dafür, wie Fake News Einfluss auf die Politik haben können. Das Selfie samt der Unterstellung, dass Modamani ein Terrorist sei, diente als Symbol gegen die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin und führte zu Hetze gegen ihn (hier nachlesbar [1]). Der Fall Lisa sorgte nicht nur für diplomatische Spannungen zwischen Russland und Deutschland, sondern führte auch zu Demonstrationen (hier nachlesbar [2]). Beide Nachrichten fanden ihren Anfang im Netz und wurden dort vor allem in den Social Media rasend schnell verbreitet.

Manipulativer Charakter von Fake News

Dies ist geradezu typisch für Fake News, unter denen laut Duden „in den Medien und im Internet, besonders in den Social Media, in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen" [3] zu verstehen sind. Der manipulative Charakter der Falschmeldung ist hierbei besonders zu unterstreichen. Mit Fake News wird meist ein bestimmtes Ziel verfolgt und versucht Einfluss auf politische, gesellschaftliche oder ökonomische Entwicklungen zu nehmen. Gerade diese Eigenschaft unterscheidet Fake News von anderen Falschmeldungen, wie etwa Satire oder versehentlichen Falschmeldungen, die in der Regel aber korrigiert werden [4]. Ebenso sind Fake News von Verschwörungstheorien zu unterscheiden, auch wenn zwischen diesen beiden die Grenzen unscharf sind. So sind letztere nicht immer gleich Fake News und Fake News sind nicht immer unbedingt Verschwörungstheorien [5].

Unterscheidung nach Zielsetzung der Fake News

Dabei sind Fake News nicht gleich Fake News. Der Internetaktivist, Blogger und Medienwissenschaftler Ethan Zuckerman unterscheidet Fake News nach ihrer Zielsetzung:

1.) Relevanz - hier wird einer Thematik mehr Aufmerksamkeit als notwendig gewidmet.

2.) Propaganda - hier werden wahre, aber irreführende und falsche Informationen sprachlich genutzt, um eine Seite zu stärken und eine andere (meist der Gegnerschaft) zu schwächen und

3.) Desinformation - hierbei handelt es sich um Falschinformationen [6]. Diese Desinformation kann durch die Manipulation von Bildern oder Videos erfolgen, aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten oder schlicht fingierten Meldungen ohne jeglichen Wahrheitsgehalt.

Fledermausmenschen auf dem Mond - Fake News gibt es schon lange

Im Zuge des Zeitungs- und Zeitschriftendrucks konnten sich Falschmeldungen immer weiter verbreiten und besonders sensationelle Meldungen verzeichneten einen hohen Absatz. Beispielhaft dafür steht die Meldung, dass Fledermausmenschen auf dem Mond lebten, welche 1835 in der New York Sun erschien und einen wissenschaftlichen Anschein erweckte [7]. Durch Funk und Fernsehen konnte ein noch breiteres Publikum erreicht werden und mit der Entwicklung des Internets entstanden weitere Räume sowohl für Informationen als auch für Desinformationen. Mittels Social Media und Messenger-Services wurden neue Wege der Verbreitung erschlossen.

Was ist neu?

Meldungen samt den dadurch vermittelten Informationen sind notwendig, um sich innerhalb der Gesellschaft und Politik zurechtzufinden und eine politische Meinung oder gar Interesse zu entwickeln und die Demokratie mitzugestalten. Diese Sammlung und der Austausch von Informationen werden hierzulande traditionell durch Massenmedien geleistet. Sie ermöglichen es, durch ihre Informationsaufbereitung politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge zu erkennen oder vermittelt zu bekommen. Dabei ist es jedoch unabdingbar, dass zuvor der Wahrheitsgehalt der Informationen überprüft wird.

Durch das Internet ist es mittlerweile möglich an Unmengen von Informationen zu gelangen, diese zu teilen oder selbst online zu stellen - eine Überprüfung des Wahrheitsgehalts dahinter muss dabei aber nicht erfolgen. Die Möglichkeit auf Fake News im Netz zu stoßen und sich auf deren Grundlage eine Meinung zu bilden, ist dadurch erheblich höher, als bei durch „klassische Medien" verbreitete Nachrichten. Doch nicht nur in den sozialen Medien sind Fake News zu finden. Auch einige Parteien und Politiker_innen [8] nutzen Fake News um politische Gegner_innen zu diffamieren, politische Entscheidungen zu legitimieren und Zustimmungen innerhalb der Bevölkerung zu erhalten und zu stärken.

Einfluss von Fake News auf Gesellschaft und Politik

Fake News führen dazu, dass sich auf der Basis von falschen Informationen eine Meinung gebildet wird, aufgrund derer eine Handlung, wie bspw. die Teilnahme an Wahlen oder Demonstrationen, ein Parteieintritt oder das Engagement in einer Bürgerinitiative erfolgt. Diese haben direkt Einfluss auf die Gesellschaft und Politik. Dadurch wird es erschwert, gesellschaftliche und politische Probleme und Konflikte öffentlich und frei zu diskutieren und zu lösen - dies ist jedoch für eine Demokratie unabdingbar.

Fake News als Gefahr für die Demokratie

Fake News stellen somit für die Demokratie auf zwei Ebenen eine Gefahr dar. Zum einen untergraben sie das Vertrauen der Bürger_innen in die Parteien, Politiker_innen und auch Medien - dieses ist jedoch notwendig in einer repräsentativen Demokratie, welche auf Vertrauen basiert. Dies kann zu einer Abwendung der Bürger_innen vom politischen System der Demokratie, zur häufig bemühten Politikverdrossenheit, führen. Zum anderen bedeuten sie, dass auf Grundlage von gezielten Fehlinformationen eine Vorstellung von gesellschaftlichem Zusammenleben entwickelt wird, welche nicht der Realität verspricht, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet. Fake News sind demnach weit mehr als „nur" eine Nachricht - sie gefährden die Demokratie.



[1] Vgl. Zuckerman, Ethan: Fake news is a red herring, in: Deutsche Welle, 25.01.2017. URL: http://www.dw.com/en/fake-news-is-a-red-herring/a-37269377 [eingesehen am: 11.06.2018]

[2] Vgl. Hendricks, Vincent F./Vestergaard, Mads: Postfaktisch. Die neue Wirklichkeit in Zeiten von Bullshit, Fake News und Verschwörungstheorien, München 2018, S. 32.

[3] Vgl. Muller, Angela: Flüchtling als Terrorist verleumdet, in: Deutsche Welle, 28.03.2016. URL: http://www.dw.com/de/fl%C3%BCchtling-als-terrorist-verleumdet/a-19145712 [eingesehen am: 11.06.2018]; vgl. Reinbold, Fabian: Merkel-Selfie mit Folgen, Hallo Facebook, dieser Mann ist kein Terrorist, in: Spiegel Online, 19.01.2017. URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/angela-merkel-ein-selfie-mit-folgen-hallo-facebook-dieser-mann-ist-kein-terrorist-a-1130400.html [eingesehen am: 11.06.2018]

[4] Vgl. Bidder, Benjamin/Langer, Annette/Reimann, Anna/Siemens, Ansgar: Angebliche Vergewaltigung einer 13-Jährigen Russisches Manöver, in: Spiegel Online, 26.01.2016. URL: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/angebliche-vergewaltigung-in-berlin-russisches-manoever-a-1074024.html [eingesehen am: 11.06.2018]; Elias, Fallah/Knipp, Kersten: Fake News. Mediale Hetze gegen Flüchtlinge im Netz, in: Deutsche Welle, 05.03.2017. URL: http://www.dw.com/de/mediale-hetze-gegen-fl%C3%BCchtlinge-im-netz/a-37784375 [eingesehen am: 11.06.2018]

[5] https://www.duden.de/rechtschreibung/Fake_News [eingesehen am: 13.06.2018]

[6] Vgl. Sängerlaub/Alexander/Meier, Miriam/Rühl, Wolf-Dieter: Fakten statt Fakes. Verursacher, Verbreitungswege und Wirkungen von Fake News im Bundeswahlkampf 2017, Berlin 2018, S. 11.

[7] Vgl. Butter, Michael: Nichts ist, wie es scheint. Über Verschwörungstheorien, Berlin 2018, S. 13.

[8] Anmerkung der Redaktion: Sprache formt unsere Wirklichkeit – deshalb nutzt die Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung (LpB) gendergerechte Sprache. Wenn wir über Menschen schreiben, möchten wir verdeutlichen, dass alle gemeint sind. Mehr dazu hier.

Autorin: Marika Przybilla-Voß

Die Autorin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Göttinger Institut für Demokratieforschung und freie Mitarbeiterin der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung.

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